200 Jahre Wittelsbacher und Tegernseer Woche machen‘s möglich: Am Samstag erfüllte sich bereits ein Highlight: Zum Tegernseer Schlosstag führte die Herzogin durch ihre Privaträume.
Tegernsee – In Etappen führten die Experten des Altertumsgauvereins durch Tegernsee. Roland Götz begann mit der Sonderausstellung im Museum Tegernseer Tal, mit Edmund Schimeta ging es um das Schloss herum. Anlässlich des Jubiläums war die Gruft unter der Kirche geöffnet worden, die Hans-Herbert Perlinger erläuterte. Und ein besonderes Erlebnis: Ihre Königliche Hoheit Herzogin Elizabeth führte durch die privaten Räume im Schloss.
„Wir nennen Tegernsee in der Familie nicht das Schloss, es ist ,das Haus‘, unser Zuhause“, begrüßte sie die sichtlich beeindruckten Besucher im Vestibül mit den berühmten Säulen aus Tegernseer Marmor, dazwischen eine Büste von Herzog Carl Theodor. An den Wänden hängen die Bilder, die man aus Geschichtsbüchern kennt: Königin Caroline vornehm lächelnd auf der einen Seite, auf der anderen König Max I. Joseph. Es ist das berühmte Bild Joseph Stielers, das ihn als Bürgerkönig am Schreibtisch zeigt. Der König war der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater des heutigen Herzog Max in Bayern. Die Herzogin nennt ihn „mein Herzog Max“, während sie durch die Räume führt, damit die Besucher wissen, in welchem Zeitalter man gerade spricht.
Als „besonders und doch leger im Umgang“, so haben schon Kobell und andere Dichter die Wittelsbacher beschrieben. Nun dürfen dies die Besucher auch erleben. Herzogin Elizabeth führt durch Räume im alten Abtstock, von wo aus der Blick stets wunderbar auf den See hinausführt. An den Wänden Familien-Gemälde, in den Vitrinen altes Porzellan, Stuckdecken, das historische Interieur gut restauriert. Dazwischen hat sie immer wieder Fotos der Familie dekoriert, von den Töchtern und ihren Familien. Da kleben aber auch Papierschnitte von den Enkelkindern und selbstgemalte Bilder an einer Wand. An dem einen Lüster hängt eine Sisi als Weihnachtskugel. „Die Geschichte des Hauses ist unsere persönliche Geschichte“, sagt Herzogin Elizabeth. Sie lebe nicht in einem Museum, die Geschichte eines Zimmers ist nicht die Kunsthistorie des Abtzimmers. Es ist das Zimmer, in dem sie mit einer ihrer Töchter die Vorhangstangen vom Speicher holte und putzte oder wo sie eben eine Sisi als Kugel ganzjährig auf das Gemälde ihrer Großmutter schauen lässt. Man bekommt eine Ahnung davon, dass es auch unterhaltsam und lustig zugeht in der Familie. „Und wir wollen auch gar nicht alles wissen, was Historiker vielleicht untersuchen würden.“ Ein Raum ist ganz Herzog Max, dem Vater von Kaiserin Elisabeth von Österreich, gewidmet.
Sein Sarkophag steht in der Gruft unter dem Altarraum der Tegernseer Kirche. Erst 1883 stellten die Wittelsbacher beim Bistum den Antrag, dort ihre Ruhestätte zu eröffnen. Durch die durchaus komplexe Genealogie der Wittelsbacher führte Hans-Herbert Perlinger mit Geschichten und Anekdoten. Die Liebe des Volkes zum Herrscherhaus hat sich auch oft in Spitznamen ausgedrückt, unter diesem Namen lassen sich die Herzöge eher geschichtlich verorten.
Denn die Geschichte der Gruft unter dem Chor der Kirche reicht weit zurück. 1041 wurde die fünfschiffige Hallenkrypta vom Bischof von Freising eingeweiht. Sie war auch ein Ort der letzten Ruhe für die Tegernseer Mönche. Ihre Leichname wurden damals üblicherweise eingemauert. Als man Ende des 19. Jahrhunderts die Umbauten vornahm, wurden die Gebeine der Mönche der letzten tausend Jahre in einer Gemeinschaftsgrablege in Erde bestattet. An den Wänden erinnern noch die Gedenktafeln an ihre Namen. Für die Äbte gab es eine eigene Grabkammer.
Herzog Carl Theodor ließ die Gruft dann umbauen und zum Teil sogar die Sarkophage verstorbener Familienmitglieder von Schloss Banz nach Tegernsee überführen. Herzog Wilhelm, der Gründer der herzoglichen Linie, Herzog Max – der „Zither-Maxl“ – und seine Frau Ludovika, die Eltern von Sisi, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, genauso wie Ludwig Wilhelm – der „Bad-Luggi“ – und seine Frau Leonore. Aber auch ein Louis Alexandre Berthier, ein Feldherr Napoleons, oder Henriette Mendel, die nicht so standesgemäße, aber dann sehr beliebte Frau des Bruders von Karl Theodor. Für Carl Theodor, den erfolgreichen Augenarzt, und seine Frau Maria Jose, Infantin von Portugal, wurde 1911 ein neuer Raum eröffnet. Es wurde wohl immer dem letzten Wunsch entsprochen, denn nicht alle Herzöge sind hier bestattet. Herzog Luitpolds Urne ruht auf Schloss Ringberg. Am Abend wurde die Krypta wieder geschlossen – sie bleibt sonst unzugänglich. Denn Schloss Tegernsee ist „das Haus“ – hier ist die Familie eben daheim.